Infektiöse Proteine

Weiterer Hinweis auf Übertragbarkeit von Alzheimer

Hormonpräparate, die bis Mitte der 1980er Jahre aus den Gehirnen von Verstorbenen gewonnen wurden, lösten womöglich Jahrzehnte später Demenzerkrankungen aus.

Bis 1985 war es üblich, Minderjährigen mit Wachstumsstörungen Hormone aus der Hirnanhangsdrüse Verstorbener zu verabreichen. Das Vorgehen nahm ein jähes Ende, als mehrere Behandelte später die tödliche Creutzfeld-Jakob-Krankheit (CJK) entwickelten. Dass die damaligen Präparate auch die Entstehung von Alzheimer begünstigen, legen Daten eines Teams um John Collinge vom University College London in Großbritannien nahe: In seltenen Fällen könnten so krankhafte Eiweiße von einer Person zur nächsten gelangen und bei ihnen den Keim für die Form der Demenz legen.

Die Fachleute untersuchten acht Patientinnen und Patienten, die in ihrer Kindheit und Jugend menschliche Wachstumshormone aus den Hypophysen Verstorbener erhalten hatten. Keiner der Teilnehmenden litt unter CJK, doch fünf von ihnen zeigten deutliche Anzeichen einer früh einsetzenden Demenz, bei drei war bereits Alzheimer diagnostiziert worden. Ihre Symptome hatten im Alter von 38 bis 55 Jahren begonnen. Von den verbleibenden Dreien hatte eine Person milde kognitive Einschränkungen, eine weitere berichtete über subjektive geistige Probleme. Michael Beekes vom Robert Koch-Institut in Berlin betont gegenüber dem Science-Media-Center, dass die Studie keine definitiven neuropathologischen Alzheimernachweise liefert. Die beschriebenen Demenzerkrankungen würden aber Kriterien möglicher oder wahrscheinlicher Demenzformen vom Alzheimertyp erfüllen.

Während des Untersuchungszeitraums starben drei der Patienten. Bei einem von ihnen wiesen die Forschenden die für Alzheimer typischen Veränderungen im Gehirn nach, wie pathologisch veränderte Eiweiße, die Beta-Amyloid-Plaques. Manche Menschen entwickeln besonders früh Alzheimersymptome, weil ihr Amyloid-Gen bestimmte Mutationen enthält. Um das als Ursache auszuschließen, untersuchte das Team die DNA von fünf Probanden. Bei keinem fand sich eine Veränderung, die eine frühe Entstehung der Demenz erklären könnte.

Quelle: spektrum.de/29.01.2024/Michaela Maya-Mrschtik

Zurück